AnwohnerInnen-Umfrage

Auswertung

Umwidmung des Straßenraums für Gastronomie auf St. Pauli?

Am Donnerstag, den 28. Mai 2020 wurden rund 250 Anschreiben mit angehefteter Umfrage per Posteinwurf durch uns an die AnwohnerInnen in der Paul-Roosen-Straße verteilt. Bis zum Abend des 3. Juni 2020, also innerhalb von sechs Tagen wurde die Umfrage 112-mal beantwortet, wobei die Mehrheit (89 Prozent) das Online-Formular nutzte. Lediglich zwölf händisch ausgefüllte Umfragezettel landeten im Briefkasten des Abgeordnetenbüros.

Das entspricht einer Rücklaufquote von knapp 45 Prozent, was angesichts der Tatsache, dass die Umfrage „ungefragt“ in den Briefkästen verteilt wurde, als Erfolg zu werten wäre. Allerdings sind die Zahlen bei genauer Betrachtung nicht so eindeutig, worauf im kommenden Abschnitt einzugehen sein wird.

Bereinigte Übersicht: Jede Antwort zählt?

Am 2. Juni, kurz nach 10 Uhr sowie kurz nach 22 Uhr kam es zu einer auffälligen Häufung von Antworten, bei denen der Verdacht naheliegt, dass eine Person mehrfach abgestimmt hat. Auffällig ist, dass die Antworten

  • in direkter zeitlicher Abfolge mit einem Verzug von wenigen Sekunden erfolgte
  • inhaltlich vollkommen identisch abgestimmt wurde
  • und der Fragebogen in allen Fällen in unter 30 Sekunden ausgefüllt wurde, während die durchschnittliche Antwortzeit bei etwa zwei Minuten lag.

Zählt man die Antworten, auf die die genannten Kriterien zutreffen, fallen 33 Antworten aus der Bewertung heraus. Damit wäre die Umfrage 79-mal beantwortet worden, was einer bereinigten Rücklaufquote von knapp 32 Prozent entspricht.

Da aus Gründen des Datenschutzes keine Erfassung der IP-Adresse erfolgte, bleibt es bei der Mutmaßung. In der Auswertung wird daher neben dem bereinigten Ergebnis auch die Anzahl aller Antworten (absolutes Ergebnis) angegeben.

Streng genommen liegt die Quote noch ein paar Prozentpunkte darunter (28 Prozent), da sich die Umfrage über die Paul-Roosen-Straße hinaus verteilt hat. Für die Auswertung ist das zu vernachlässigen, da nur 9 von 79 Antworten nicht direkt aus der Paul-Roosen-Straße stammen. Von den neun wiederum kommen acht Antworten aus dem direkten Umfeld der Paul-Roosen-Straße (Clemens-Schultz-Straße, Wohlwillstraße, Kleine Freiheit, Große Freiheit und Brunnenhof) wo eine indirekte Betroffenheit möglicher Maßnahmen zu unterstellen ist. Im Folgenden wird daher und aus Gründen der geringen Datendichte auf eine Aufschlüsselung der Antworten nach verschiedenen Straßen verzichtet.

Wie wurde abgestimmt?

1. Frage:
„Die Restaurants in meiner Straße dürfen mehr Platz auf Gehwegen, Parkflächen oder der Fahrbahn nutzen. Aber nur an folgenden Tagen…“

Bereinigtes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
jeden Tag3241%
von Donnerstag bis einschließlich Sonntag1114%
von Freitag bis einschließlich Sonntag810%
sie sollen keine zusätzlichen Flächen nutzen dürfen2835%
Summe79100%

Absolutes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
jeden Tag3229%
von Donnerstag bis einschließlich Sonntag1110%
von Freitag bis einschließlich Sonntag87%
sie sollen keine zusätzlichen Flächen nutzen dürfen6154%
Summe112100%

2. Frage:
„Die Einschränkungen sollten an den Tagen nur während der folgenden Uhrzeiten gelten…“

Bereinigtes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
von 13 Uhr bis 22 Uhr911%
von 17 Uhr bis 22 Uhr1013%
von 17 Uhr bis 23 Uhr2734%
gar nicht3342%
Summe79100%

Problem: Uneindeutige Antwortoption

Bei näherer Betrachtung der Antworten zeigt sich eine Anomalie in sechs Fällen. Hier wurde „gar nicht“ ausgewählt, obwohl alle anderen Fragen gegenteilig beantwortet wurden. Die Vermutung ist, dass die Antwortoptionen unklar formuliert gewesen sind und in den sechs Fällen mit „gar nicht“ eigentlich keine zeitliche Einschränkung gemeint war. Um das Problem in der Auswertung zu lösen, werden die Maßnahmen- befürwortenden Stimmen inklusive der sechs „gar nicht“ addiert:

Tendenz zu Frage 2Stimmen:Prozent:
generell zustimmend5266%
ablehnend2734%
Summe79100%

Absolutes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
von 13 Uhr bis 22 Uhr98%
von 17 Uhr bis 22 Uhr109%
von 17 Uhr bis 23 Uhr2724%
gar nicht6659%
Summe112100%

Frage 3:
„Sollte die temporäre Sperrung meiner Straße für den Autoverkehr eventuell eine Option sein, dann finde ich die Idee…“

Bereinigtes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
super3342%
gut, solang die Sperrung zeitlich begrenzt ist1215%
überhaupt nicht in Ordnung3443%
Summe79100%

Absolutes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
super3329%
gut, solang die Sperrung zeitlich begrenzt ist1211%
überhaupt nicht in Ordnung6460%
Summe112100%

4. Frage:
„Wenn in meiner Straße Parkplätze wegfallen sollten, ist das für mich…“

Bereinigtes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
kein Problem4557%
nur in Ordnung, wenn in der Zeit kostenlose Parkplätze in der Nähe…45%
nicht in Ordnung3038%
SummeSumme100%

Absolutes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
kein Problem4540%
nur in Ordnung, wenn in der Zeit kostenlose Parkplätze in der Nähe…44%
nicht in Ordnung6356%
Summe112100%

5. Frage:
„Maßnahmen zur Erweiterung der Außengastronomie in meiner Straße sind für mich…“

Bereinigtes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
unter den genannten Kriterien in Ordnung5367%
nicht in Ordnung2633%
Summe79100%

Absolutes Ergebnis:

Antwort:Stimmen:Prozent:
unter den genannten Kriterien in Ordnung5347%
nicht in Ordnung5953%
Summe112100%

Soviel zu den Zahlen, doch was bleibt?

Um mögliche Irritationen zu vermeiden: Die Umfrage sollte nicht die entscheidungsrelevante Grundlage für oder gegen mögliche Maßnahmen in der Paul-Roosen-Straße liefern. Dafür sind das gewählte Verfahren sowie der Rahmen ungeeignet. Die Intention war vielmehr, ein Gefühl für die Stimmung in der Straße zu erhalten, sowie die Überlegungen möglichst direkt zu den AnwohnerInnen zu tragen und darüber ins Gespräch zu kommen.

Entsprechend sind die Zahlen nicht repräsentativ und „wasserdicht“, wie auch das (virtuelle) Treffen am 4. Juni 2020 zeigte. Die dort von den AnwohnerInnen formulierte Kritik spiegelt sich größtenteils auch in den Zuschriften, die mich im Rahmen der Umfrage erreicht haben.

Entsprechend lautet mein vorläufiges Fazit:

Eine temporäre Sperrung der Paul-Roosen-Straße für den Autoverkehr mit dem Ziel, mehr Platz für Außengastronomie zu schaffen kann ich nicht unterstützen. Aktuell scheint mir am dringlichsten, dass AnwohnerInnen und Gastronomie zusammenfinden. Insofern begrüße ich das stattgefundene Treffen am 4. Juli und hoffe, dass dies der Auftakt für einen nachhaltigen Austausch bildet, bei dem beide Seiten Verständnis für die Probleme und Nöte des jeweils anderen entwickeln und gemeinsame Lösungen finden. Sofern gewünscht, biete ich meine Unterstützung an und helfe gerne bei der Findung oder Umsetzung von Maßnahmen im Sinne einer guten nachbarschaftlichen Beziehung.

Soweit es die akuten Probleme der Gastronomie betrifft, werde ich mich beim Bezirksamt dafür einsetzen, dass individuelle Lösungen gefunden werden. Allerdings deutlich unter dem Vorbehalt, die Lage der AnwohnerInnen im Blick zu behalten.

Für Fragen, Anregungen oder Kritik stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.

2.674 Antworten auf „AnwohnerInnen-Umfrage“

  1. Ich hatte gestern die Umfrage ausgefüllt und dann ist mir noch folgendes eingefallen, was ich wichtig finde:
    1. also keine Straßensperrung, aber Parkplätze für die Gasttronomie, d.h. auf den übrigen sollten wirklich nur die Anwohner parken dürfen ohne Ausnahme – keine Touristen und auch keine anderen Hamburger.
    2. Keine Musik! Unsere Straße soll ja nicht die Clubszene ersetzen! Das ist in diesem Stadtteil nicht möglich. Das sollte unbedingt an die Gastronomie weiter gegeben werden. In der Vergangenheit gab es bereits Missverständnisse diesbetreffend!
    3. Eine einfache Verhaltensrichtlinie (Nachbarschafts -Regeln oder Vereinbarungen) für Gastronomen und ihre Gäste (Coronaregel gibt es ja auch) sollte erstellt und verteilt werden.
    4. Es sollte eine Probezeit vereinbart werden, nach 2- 4 Wochen kann nachgebessert werden und Gastronomen, die sich nicht an die Zeiten halten oder wo der Lärm zu groß wird, sollten darauf hingewiesen werden.
    5. Es muss die Möglichkeit bestehen, bei Übergriffen direkt einschreiten zu können – also eine Telefonnummer, wo man sich direkt melden kann?!

  2. Sehr geehrte Frau Raabe,
    vielen Dank die Teilnahme an der Umfrage sowie Ihre hilfreichen Hinweise! Beides hilft uns ungemein! Sollte es zu einer Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen kommen, dann nehme ich Ihre Anmerkungen gerne mit den Abstimmungsprozess. Haben Sie noch weitere Ergänzungen oder sollte Sie ein anderes Thema aus dem Viertel beschäftigen, schreiben Sie mir jederzeit eine E-Mail an mail@arne-platzbecker.de.

    Liebe Grüße, Arne

  3. Lieber Anwohner aus der Paul-Roosen-Straße,
    ich kann Ihnen versichern, auch ich möchte auf gar keinen Fall, dass sich die Paul-Roosen-Straße zu einer neuen Partymeile entwickelt.
    Liebe Grüße, Arne Platzbecker

  4. Die Party-Meile steht bereits vor der Tür: leider haben wir in der letzten Nacht (Samstag auf Pfingstsonntag) wieder viel Lärmbelästigung ertragen müsssen. Weit über Mitternacht hinaus wurde laut Musik gespielt. Gröllende Menschen hindern uns am einschlafen. An der Ecke – dem Platz – Paul-Roosen-Str. / Am Brunnenhof ist es am schlimmsten. Vorallem die Kinder im Haus leiden unter der Lärmbelästigung – hier wohnen mittlerweile auch Familien, insgesamt sind es bei uns sieben Kinder. Wir (die Bewohner und ich) finden das nicht mehr witzig! Deshalb geht eine Sperrung der Straße auf gar keinen Fall!!! Und Rücksicht und Solidarität muss auf beiden Seiten existieren!

  5. Das erweitern der Gastronomie, darf aufkeinenfall stattfinden. Es ist doch jetzt schon nichtmehr auszuhalten. Die Paul-Roosen-Str. hat sich klar verändert, was auch ok ist! Nur wird auf die Anwohner keinen funken Rücksicht genommen. Man kommt kaum noch zur eigenen Haustür, weil der Platz an der Ecke Brunnenhofstr voller Tische steht und man wird unfreundlich von den Gastronomen angeraunzt. Ich wohne hier gerne und tu das auch schon viele Jahre, aber mitlerweile verlässt man nichtmehr gern am Wochenende das Haus, weil man nicht durch Scherben oder in Tische voller Essen rennen will.
    Wenn die Erweiterung auf die Parkplätze stattfindet, wird es automatisch zur Partymeile. Ob sie das gutheißen oder nicht. Und vorallem bei der eh schon anstrengenden Parkplatzsituation, weiß ich nicht wie sie sich das vorgestellt haben, wo die Anwohner die ihre Autos auch für die Arbeit brauchen, das dann hinstellen sollen.

    Ja die Gastronomen brauchen Hilfe, aber bitte auf keinen Fall auf die Kosten der Anwohner, deren Mieten dann noch unverständlicher hoch sind.

  6. Die Sorge unter den Anwohnern ist groß, dass sich die Entwicklung der Paul-Roosen-Straße an der Ecke Brunnenhof mehr und mehr zu einem unerträglichen Hotspot einer Partymeile für reiche Gourmets entwickelt, die einmal St.Pauli-Atmosphäre in einem der ärmeren Stadtteile Hamburgs schnuppern wollen.
    Seit zwanzig Jahren lebe ich hier und konnte die Entwicklung gut verfolgen.
    Wir müssen unbedingt unterscheiden zwischen Maßnahmen, die diejenigen Gastronomen unterstützen, deren Existenz durch Corona wirklich bedroht ist, die rücksichtsvoll und in Kommunikation mit den hier lebenden Menschen zur Kultur des Stadtteils beitragen und jenen Maßnahmen, die diejenigen fördern, die mit ihrem Gebaren andere verdrängen und so naiv sind, dass sie gar nicht merken wie sie dazu beitragen dass eine charmante Lebenskultur des Stadtteils an einer Fressmeile für reiche Wochenendtouristen zu Grunde geht.
    Die offensichtlich populistische Frage nach einer Straßensperrung trifft nicht den Kern der Sorgen hier im Stadtteil. Und sie würde denjenigen Gastronomen, die Kultur als ein Miteinander vieler verstehen und leben, nicht helfen sondern einen Prozess beschleunigen, der sie letztendlich selbst verdrängen wird. Da sollten wir gemeinsam über andere, sinnvollere Möglichkeiten ins Gespräch kommen.
    Am Pfingstmontagabend war hier ohne Straßensperrung und mit Gästen, die an Tischen und Bänken saßen eine sehr schöne entspannte Atmosphäre auf der Straße. Einige Gastronomen, die am Sonntag noch lautstarkes Publikum anzogen hatten, waren an diesem Abend geschlossen.

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